Schöner kann eine Kino-Location kaum sein: die Leinwand zwischen zwei Apfelbäumen hängend, dahinter die untergehende Sonne und davor der aufgehende Vollmond.
Ein knappes dutzend Wurzelwerker*innen nimmt die Einladung von Severin wahr und folgt seinem Ruf zur ersten, prima orginisierten Solawi Filmnacht 2021. Auch bei der Filmwahl beweisen Nelli und er eine gute Hand: Kona fer í stríð. Der deutsche Titel Gegen den Strom wirkt zunächst mißglückt im Vergleich zum sofort passenden englischen Titel Woman At War, zeigt dann aber bei der Erkenntnis der Gegnerschaft seine Stärke in der Doppeldeutigkeit. Die Hauptfigur Halla erinnert an die legendäre unbeugsame Monkey Wrench Gang von Edward Abbey, nur auf isländisch und in einer Person kumuliert. Besonders frech wirkt der Realismusbruch mit drei Musikern, die in jedem Setting auftauchen. Mit dem sozialen Konflikt, den der Film behandelt, steht er beispielhaft dafür, ob und wie sich Demokratie antisozial auswirken kann, indem sie von Mächten missbraucht wird. Vermittels genügend großer Geldmengen kann sie steuerbar werden.
Der Abend ist so gelungen, dass Severin das Experiment „Filmnacht in Unteröd” in der kommenden Woche gleich mal wiederholt.