Zieglreuth. 16 Uhr. Buswendeplatte. Eigentlich ist´s nicht ganz korrekt, zu sagen, „man geht Pilze sammeln“, so unser Expeditionsleiter in seiner Einführung. Genaugenommen würde man dann unter der Erde ein labyrinthartiges Geflecht abgraben wollen. Denn was wir als Pilze verstehen, sind wissenschaftlich besehen die „Fruchtkörper“. Der Pilz ist eigentlich das, was manchmal mehrere Fußballfelder groß unter der Erde als eng verwobener Körper existiert. Das was wir sehen ist – lieb gesagt – nur der Apfel des Apfelbaums. Für jene Aktivität wäre, laut Mäc, die richtige Beschreibung: “Ich gehe Fruchtkörper sammeln“ oder in seinem Herkunfts-Sprech „I geh in d´Schwammer”.
Schwammerl oder Schwamm geht zwar schon leichter über die Lippen, ist aber auch wieder nur halb korrekt, weil „Schwamm” ja nur die Unterseite der Röhrlinge bezeichnet.
Soweit das kleine Intro von Hobby-Mykologe Mäc, ab sofort Mäc „Mykenschnabl“ genannt, gemeinsam mit Alois Zechmann, selbst Pilzexperte bzw. Mykologe, ein starkes Duo. Mäc gab einen lebhaften Exkurs zum Besten, über das fast unbekannte Leben der unterirdischen Riesen. Er schwärmte von den fantastisch geformten Fruchtkörpern und ihren vielfältigen Gesichtern – immer wieder eine Augenfreude. Spätestens jetzt, nach diesem spannenden Intro hat er uns alle gehabt und wir gingen beschwingten Schrittes an unser nächstes Ziel; eine Wegkreuzung im angrenzenden Wald.
Von da aus konnten wir gut in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen und uns nach einer halben Stunde wieder zusammenfinden.
Jede*r für sich oder zu zweit spürten wir nun geneigten Hauptes mit Adleraugen durch das Dickicht, um Schwammerl zu finden. Etwas feuchte, jedoch sonnige Stellen vielleicht, Baumstümpfe oder generell an Totholz – einfach mal mitnehmen, so der Auftrag. Oberstes Gebot dabei: nimm nicht alles weg von einer Stelle, damit die Verbleibenden weiter sporen können.
Zurück von der kleinen Suchaktion befand man allgemein: dafür, dass wetterbedingt keine große Ernte zu erwarten war, haben wir eine überraschende Bandbreite an unterschiedlichen Arten gefunden. Und unsere beiden Mykologen waren zielsicher in ihren Einschätzungen. Wirklich jeden noch so sonderbaren Schwammer konnten sie mit Namen nennen und seine Eigenheiten. Alois und Mäc haben ein erstaunliches Wissen über die „Waldsonderlinge“ zu Tage gebracht. Irgendwie halluzinogen. Und man sollte stets bedenken, dass ein „Pilzführer“ oder eine App (Mäc empfiehlt die 123Pilze App) nicht alles über Schwammerl sagen kann. Besser man nimmt einen Schwammerlexperten mit. Denn ein Kenner lässt nicht nur die Optik in seine Beurteilung fließen sondern auch Geruch, Geschmack, Haptik, Wuchsort, Alter und Jahreszeit.
Auch über die individuellen Zubereitungen sollte man Bescheid wissen. Die Ausführungen wurden gespickt von „in Butter herausgebraten“ bis „statt Wurst im Wurstsalat“. Letzteres wird mit einem Samtfußkrempling gemacht. Dieser sollte aber vorher mindestens 10 Minuten in Wasser gekocht und so von seinem bitteren Geschmack befreit werden. Kompliziert aber machbar. Inmitten der Ruhe des Waldes, den Ausführungen folgend, konnte man die Speichelsäfte zusammenlaufen hören und am Blick erkennen, wie sich so manche*r vor dem inneren Auge die Gaumenfreude anrichtet.
Zurück in Unteröd, bereiteten wir (leider) keinen Wurstsalat, dafür aber einen bunten Tisch, mit unterschiedlichen, fantastisch geformten Fruchtkörpern mit ihren Benennungen plus Essbarkeitsgrad. Diese kleine Schwammerl-Ausstellung mit über fünfundzwanzig verschiedenen Arten rundete auf gesellige Weise den wunderschönen und interessanten Ausflug ab.
Jetzt weiß ich nur nicht, ist man dann noch Vegetarier, wenn man Schwammerl isst? Pilze sind ja angeblich gleichermaßen mit Tieren verwandt wie mit Pflanzen. Auf jeden Fall ist er, es oder sie, ein guter Ersatz zur beseelten Kuh – das ist sicher.
Besprochen wurde schlussendlich auch, sich vielleicht selbst seine Schwammerl am SoLawi Hof aufzuziehen. Meine Stimme und Unterstützung habt ihr schon mal!