Unteröd, 11 Uhr. Gewisse Hoffnungen gehen mit diesem Tag einher, dem ersten Ackertag des Jahres 2023. Im letzten Jahr scheinen die Solawistas – vielleicht pandemiebedingt – aus dem Tritt gekommen zu sein. Die Lust an der solidarischen Zusammenarbeit, so lässt sich mutmaßen, ist wohl in eine leichte Krise geraten. Das Thema wurde in der Bieterrunde besprochen. Das Ergebnis mag heute sichtbar werden. Und das tut es mit voller Wucht: weit über 40 helfende Mitglieder nehmen über den Tag verteilt an diesem Ackertag teil, darunter die Neuen, fleißig und voller Enthusiasmus, obwohl sie doch erst im April das erste Gemüse bekommen, wie auch die alten Hasen, die schon von Beginn an dabei sind und sich an nur wenige derart gut besuchte Ackertage erinnern können. Das ist echt beeindruckend und mit ein Grund, warum wir die Solawi gegründet haben.
Wir setzen Koriander und Knoblauch, fräsen ein paar Bahnen, wuchten zu zwanzigst den Folientunnel auf ein Nachbarfeld, ein Kraftakt, der in seinem Zusammenwirken fast Symbolcharakter hat für den Auftrag des Miteinanders. Dazwischen finden sich immer wieder kleine Inseln des Rastens, Plauderns und Lachens. Niemand muss, jeder will arbeiten und mitmachen.
Besonders sympathisch reihen sich die beiden heutigen Gäste in unsere Gesellschaft ein. Christoph Storfinger und sein Partner begleiten uns professionell in der Kunst des Lehmbaus. Die von Flo, Severin und anderen Mitgliedern vorbereiteten Wandgerüste aus Holzlatten und Weidenruten in unserem Kuhstall werden mit bloßen Händen mit Lehm befüllt, bis feste Wände entstehen.
Beim Vorbereiten des Lehms scheinen manche Erwachsene ihre kindlichen Schlammbade-Wunschträume ausleben zu können. Zumindest sind unsere Kurzen nicht die einzigen fleißigen Treter in den Lehmwannen. Was für eine Gaudi!
Zuletzt sitzen nur mehr ein paar wenige von uns vor unserem Kuhstall und blicken müde aber zufrieden in den Sonnenuntergang. Was für ein ereignis- und erfolgreicher, bunter und fröhlicher Tag! So schön, dabei sein zu können!