Wir sind eine Gruppe von etwa 120 Menschen, die gemeinsam mit dem GärtnerInnen-Team Vroni, Miguel, Alexander, Helena und dem Landwirt Florian auf einem Acker in Unteröd oberhalb der Ilz in Passau Gemüse, Kräuter und Beeren anbauen. Auf Freilandäckern und in drei Folientunneln pflegen wir Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und Knoblauch, Kohl, Kürbis, Zucchini, Fenchel, Bohnen, verschiedene Salate, Radieschen, Kohlrabi, Tomaten, Paprika und Chili, Gurken, Johannis- und Himbeeren…
Solidarisch-gemeinschaftlich
Die Ernte teilen wir unter uns auf, Kosten und Arbeit tragen wir gemeinsam.
Im Sommer und Herbst können wir uns manchmal vor Gemüse kaum retten, im Winter greifen wir auf unser Gewächshaus und auf Vorräte zurück – die wöchentlichen Anteile werden „rübenhaltiger”. Aber auch Schwankungen durch Wettereinflüsse, Schädlinge oder Krankheiten, besonders gute Pflege, Glück oder Zufall tragen bzw. genießen wir alle. Gedeihen die Tomaten prächtig, freuen sich alle. Hat ein Schädling die Gurken erwischt, gibt’s halt weniger.
Und erst recht die Sache mit der Arbeit: Anders als gemeinsam geht es gar nicht! Unser Gärtner Miguel macht auf Grundlage der Wünsche der Gruppe die Anbauplanung und ist verantwortlich für Aussaat, Anzucht, Pflanzung, Pflege und Ernte. Die Arbeit schaffen wir allerdings nur, wenn viele anpacken. So helfen alle mal mit – ob mehrmals wöchentlich oder nur einmal im Monat entscheiden alle selbst.
Ökologisch-nachhaltig
Wir arbeiten nach den Prinzipien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Dabei haben wir das Glück, mit einem Demeter-zertifizierten Betrieb zusammen arbeiten zu können, von dem wir nicht nur die Fläche, sondern auch Schafmist zur Düngung und falls notwendig Maschinen zur Bodenbearbeitung bekommen.
Statt chemisch-synthetischer Düngemittel, Pestizide und Herbizide setzen wir auf den Mist der Schafe, die rund um unsere Äcker weiden. Um die Schnecken kümmert sich unsere Laufenten-Familie und die Unkrautbekämpfung erledigen wir gemeinsam in Handarbeit. Nur gelegentlich wird der Traktor eingesetzt – z.B. zum Ziehen von Pflanzdämmen, zur Kartoffelernte… Die größtenteils manuelle Bearbeitung – Aussaat, Pflanzung usw. – ist natürlich sehr aufwändig und uns nur möglich durch die Mitarbeit von Vielen. Durch den weitestgehenden Verzicht auf Maschinen wirken wir aber nicht nur der Bodenverdichtung entgegen, sondern entwickeln einen starken Bezug zu unseren Lebensmitteln.
Bei uns wächst nur das, was gerade Saison hat. Mithilfe unseres Gewächshauses sowie eines speziellen Anbausystems in unseren Tunneln („Wintergärtnerei“) können wir den Anteil von frischem Gemüse an der Winterration erhöhen. So bekommen wir im Winter nicht nur Lagergemüse und Kohl, sondern auch frisch geerntetes Gemüse wie Pflücksalate, Postelein, Feldsalat, Karotten und Mairübchen. Auf diese Weise möchten wir auch unsere Abhängigkeit von Gemüseimporten aus beheizten Gewächshäusern oder südlichen Ländern möglichst gering halten.
Was auch zu unserem Verständnis von Nachhaltigkeit gehört sind die kurzen Transportwege, der weitestgehende Verzicht auf technische Hilfsmittel (wie etwa beheizte Tunnel oder elektrisch betriebene Bewässerungssysteme) und die rein saisonale Versorgung mit Lebensmitteln. Unser Acker in Unteröd befindet sich etwa 5 km von der Passauer Altstadt entfernt und die meisten holen ihren Anteil mit dem Rad ab. Neben Unteröd haben wir noch eine zweite Abholstation in der Innstraße, wohin ein Teil der Ernte mit einem Auto gefahren wird.
Feiern und Lernen
Und so feiern wir auch regelmässig die geleistete Arbeit und deren Früchte – Tanz in den Mai, Sommersonnenwende, Erntedank, Wintersonnenwende sind Feste im Jahreslauf, die wir uns nicht entgehen lassen. Zwischendurch gibt es außerdem Filmabende, gemeinsame Musik oder Vorträge. Wir sind eine kinderreiche Gemeinschaft. Unteröd ist ein wunderbarer Ort für unsere vielen Kinder, die hier erfahren, wie ihre Karotten und Tomaten wachsen, wie Bienen und Schafe mit Gemüseanbau zusammenhängen und wie schön Lagerfeuer unterm Sternenhimmel sind.
Viele unserer Veranstaltungen sind öffentlich und ihr seid herzlich eingeladen, uns kennenzulernen und mit uns zu feiern und zu lernen. Schaut einfach mal auf der Seite Termine vorbei.
Ein wenig Geschichte: wie kam es dazu?
Im Frühjahr 2015 hatten drei Initiator*innen erste Treffen im ehemaligen Kulturzentrum frei*raum. Sie hatten eine Idee, landwirtschaftliche und gärtnerische Ausbildung, Erfahrung sowie Land zur Nutzung und wollten herausfinden, ob es genug Interessent*innen für eine gemeinschaftliche Gemüseversorgung in noch unklarer Form gab. Gab es!
Gemeinsam haben wir nach und nach rechtliche Fragen geklärt, einen Finanzierungsplan ausgearbeitet und einen Anbauplan erstellt. Als juristische Form wählten wir den Verein und begannen noch 2015 unter dem Namen Vereinte Wurzelwerke – Ilztal e.V. zunächst 35 Ernteanteile zu produzieren. Im zweiten Jahr haben wir uns entschieden, Gemüse für 45 Anteile anzubauen und versorgten damit etwa 80 Menschen mit frischem Gemüse, Kräutern und Beeren. 2017, 2018 und 2019 konnten wir um weitere Mitglieder aufstocken. Mit 80 Anteilen sind wir nun an einer sinnvollen Obergrenze angelangt.
Für „unsere“ Art der Landwirtschaft gibt es natürlich auch einen Namen – denn wir sind nicht die Einzigen!
Unser gemeinschaftliches Wirtschaften wird Solidarische Landwirtschaft, kurz: Solawi genannt. Mehr zu diesem Konzept könnt ihr unter Idee Solawi lesen.
Das Prinzip Solawi – wie wir Wurzelwerker*innen es verstehen – knapp erklärt für visuelle Typen:
Gemeinsam Arbeiten
Tierische Unterstützung, statt Chemie
Ernte teilen
Gemeinsam feiern